Komitee Forschung Naturmedizin e.V. - Ein Verein, der längst erwachsen geworden ist

Am 15. Dezember 1999 traf sich um 16 Uhr, in einem Büro am Marienplatz 3 in München, eine kleine Gruppe von leidenschaftlichen Vertretern der Phytotherapie, die sich auf bemerkenswerte Ziele verständigt hatten und die Absicht verfolgten, offiziell einen „Verein“ aus der Taufe zu heben. Initiiert wurde dieses Vorhaben seinerzeit von dem Pharmazeuten Prof. Dr. Michael A. Popp und der Medizinjournalistin Dr. Marcela Ullmann. Letztere sollte dem späteren Verein über viele Jahre ein markantes Gesicht geben. Dem Verein, dem der Name „Komitee Forschung Naturmedizin“ – kurz „KFN“ gegeben wurde, wurde im Jahr 2001 die Gemeinnützigkeit zuerkannt.

Die Besonderheit des KFN bestand und besteht darin, dass sich ein interdisziplinärer Kreis von Angehörigen verschiedener Professionen im Bereich der forschenden Naturmedizin darauf verständigten, herstellerunabhängig, glaubwürdig und kompetent die Forderung nach klinischer Evidenz beim Einsatz von Naturheilmitteln zu fördern und bekannt zu machen. Mit dieser Zielrichtung stach und sticht das KFN nach wie vor aus dem klassischen Interessensspektrum von Industrieverbänden wie BAH, BPI oder VFA heraus, durch die in erster Linie Unternehmen aus der Pharmaindustrie ihre Interessen vertreten lassen. Das Anliegen des KFN dagegen richtet sich auf ein bestimmtes Spektrum zugelassener Arzneimittel und Medizinprodukte, mit dem Ziel, Naturheilmittel konkret zu identifizieren, für die eine verlässliche pharmazeutische Qualität sowie eine nachgewiesene und dadurch auch wahrnehmbare Wirksamkeit und Verträglichkeit garantiert werden kann. Das war und ist bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass sich genau diese Präparate in einer großen Masse von Naturheilmitteln „verbergen“, die ihre Zulassung völlig legal aber zugleich intransparent auf genuine klinische Daten stützen. Entsprechend groß ist der Rechercheaufwand.

 

KFN – Mehrwert für Patienten, Ärzte und Apotheker

Aus dem einzigartigen Profil des KFN resultiert ein echter Mehrwert für Patienten, Ärzte und Apotheker. Dies ist auch eindrucksvoll an dem großen journalistischen Interesse an der Pressearbeit des KFN abzulesen, die alle wichtigen Themen aus dem Bereich der Naturmedizin umfasst. Nur beispielhaft seien genannt:

  • „Arzneimittelsicherheit und Verbraucherschutz im Kontext von Relevanz und Risiko“,
  • „Cannabis auf Rezept: Erstattungslotto erschwert Los schwerkranker Patienten“,
  • „Botanicals: EU-Regelung längst überfällig“ (https://kfn-ev.de/meldungen).

Ferner gewährt das KFN über seinen Internetauftritt Zugriff auf Sammlungen wissenschaftlicher Quellen zu wichtigen Arzneipflanzen, darunter beispielsweise Baldrian, Efeu, Ginkgo und Johanniskraut (https://kfn-ev.de/wissenschaft/bibliographie). Viel gelesen und von hohem Informationswert ist auch die Zeitschrift PHYTOKOMPASS – Aktuelles aus Forschung und Praxis. Sie ist das publizistische Forum des Komitees Forschung Naturmedizin e.V. (KFN). Detaillierte Informationen zu dieser Zeitschrift findet man unter https://phytokompass.de/.

 

KFN – Treiber für Forschung im Bereich der Naturmedizin

Verschiedene Forschungsprojekte im Bereich Naturmedizin wurden über die Jahre vom KFN angestoßen und auch finanziell gefördert. Nur beispielhaft seien genannt:

“Johanniskraut Metaanalyse“. Hier wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass eine richtige Beurteilung einzelner pflanzlicher Präparate durch genuine Eigenschaften der Phytopharmaka sehr kompliziert ist. Sie sind nicht generisch fassbar. Im Unterschied zu den chemisch definierten Einzelsubstanzen können die natürlichen Vielstoffgemische vielmehr je nach Drogenqualität und Herstellungsverfahren Extrakte mit enorm unterschiedlichen Wirkungen ergeben. Je nach Extrakt und galenischer Zubereitung resultieren daraus teils deutlich unterschiedliche Arzneimittel. Prof. Dr. Klaus Linde, Autor der Cochrane-Dokumentation „Johanniskraut“, analysierte deshalb in der vom KFN in Auftrag gegebenen Metaanalyse die vorhandenen klinischen Studien im Hinblick auf die Evidenz einzelner Johanniskrautextrakte.

“Gegenseitige Beeinflussung pflanzlicher Arzneimittel, Nahrungs- und Genussmittel einerseits und chemisch-synthetischer Arzneimittel andererseits.“ Diese Studie, die von Kathrin Hohl und Wilhelm Gaus aus der Abteilung Biometrie und Medizinische Dokumentation der Universität Ulm durchgeführt wurde, wurde angestoßen durch einzelne Berichte, dass sich pflanzliche und chemisch-synthetische Arzneimittel in ihrer Wirkung gegenseitig abschwächen. Zur Überprüfung wurde die Literatur zu diesem Thema zusammengetragen und aufbereitet. Auf Verdacht hin wurde die Literaturrecherche auch auf Nahrungs- und Genussmittel ausgedehnt. Tatsächlich liefert die wissenschaftliche Literatur Indizien, dass die Wirkung einzelner synthetischer Arzneimittel (z.B. Cyclosporin) durch die gleichzeitige Einnahme pflanzlicher Präparate (z. B. Johanniskraut) abgeschwächt wird. Während dies mehr oder weniger erwartet worden war, ist völlig überraschend, dass auch gängige Nahrungs- und Genussmittel wie Kohlgemüse, Bienenhonig, Coca-Cola, Rot- und Weißwein die Wirksamkeit synthetischer Arzneimittel gleichermaßen beeinflussen.

„Studienvalidität: Gibt es Unterschiede zwischen Schul- und Komplementärmedizin?“ Diese Studie der Autoren F. Porzsolt, K. Linde, C. Witt, I. Mühlhauser, F. Runkel und M. Habs erschien in der Deutschen Medizinischen Wochenzeitschrift (DMW).

“Botanicals in Nahrungsergänzungsmitteln“. Mit diesem Leitfaden für den Einsatz von pflanzlichen Zubereitungen positioniert sich das KFN ganz klar auf der Seite von Arzneimitteln, wenn es darum geht, gut etablierte Arzneipflanzen entweder in Arzneimitteln oder in Nahrungsergänzungsmitteln einzusetzen. Dies ist insofern wichtig, als für Verbraucher und vielfach auch für Fachkreise kaum erkennbar ist, wie die Präparate aus den beiden Produktgruppen beschaffen sind und welche Eigenschaften sie in der jeweiligen Dosierung haben. Denn anders als bei pflanzlichen Arzneimitteln gibt es für Nahrungsergänzungsmittel keine Deklarationsstandards. Für eine saubere Transparenz ist dieser Leitfaden eine Standardquelle. “Untersuchungen zur Risikokommunikation in der Naturmedizin am Beispiel der Gefährdung durch Pyrrolizidinalkaloide“. Unter Beteiligung verschiedener, interdisziplinär zusammengesetzter Arbeitsgemeinschaften des KFN wurde ein eigenes Forschungsprojekt, zusammen mit dem Zentrum für Klinische Studien des Universitätsklinikums Regensburg, unter der Leitung von Prof. Koller etabliert, welches finanziell vollständig durch das KFN getragen wurde und das zwei vielbeachtete Publikationen zum Ergebnis hatte (Koller, M. et al. (2017): A Balanced Risk-Benefit Analysis to Determine Human Risks Associated with Pyrrolizidine Alkaloids (PA) Ð The Case of Tea and Herbal Infusions, Nutrients 2017, 9 (7), 717 und Koller, M. et al. (2018): A Balanced Risk-Benefit Analysis to Determine Human Risks Associated with Pyrrolizidine Alkaloids (PA) – The Case of Herbal Medicinal Products Con1taining St. John’s Wort Extracts (SJW), Nutrients 2018, 10(7), 804)

 

Prof. Dr. Theodor Dingermann, Vorstand- und Gründungsmitglied des KFN; Herausgeber des Phytokompass.

 

KFN hat sich inzwischen als Institution etabliert

Ein Blick auf 20 Jahre KFN-Aktivisten macht deutlich, wie wertvoll der Verein als ein wichtiges Sprachrohr für eine forschungsbasierte Naturmedizin in der Vergangenheit war, heute noch ist und insbesondere zukünftig sein muss. In einer Zeit nämlich, in der zunehmend Gesundheitsprodukte zweifelhafter Seriosität mit vermeintlichen Heilsversprechen werben und so Verbraucher bzw. Patienten verunsichern oder sogar potenziell in ihrer Gesundheit gefährden. In diesem Zusammenhang gilt es insbesondere denjenigen zu danken, die diese Initiative materiell und ideell unterstützt haben und immer noch unterstützen. Vivat KFN!

 

Prof. Dr. Theo Dingermann

1/2020

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