Aktuelle Studie belegt Popularität von Naturheilverfahren und Phytopharmaka, zeigt aber auch Defizite in der Aus- und Weiterbildung von Ärzten
Naturheilverfahren genießen in Deutschland hohes Ansehen: Demzufolge besteht seitens der Ärzte ein hohes Interesse an Therapien mit Naturheilmitteln und auch die Nachfrage der Patienten nach klassischen Naturheilverfahren und pflanzlichen Arzneimitteln ist groß. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die jetzt vom Komitee Forschung Naturmedizin (KFN) vorgestellt wurde.
Für die unter der Federführung von Professor Dr. Jürgen Wasem erstellte Studie haben Mitarbeiter des Instituts für Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft der Universität Duisburg-Essen (IBES) 101 Ärztinnen und 284 Ärzte befragt. Unter den Befragten waren 248 Allgemeinmediziner, 72 Orthopäden und Unfallchirurgen und 65 Onkologen/Hämatologen, der überwiegende Teil (80,47%) von ihnen niedergelassen.
Ziel der vom Komitee Forschung Naturmedizin geförderten Studie war es, zu untersuchen, inwieweit das Wissen über Therapien mit Naturheilmitteln in der universitären und beruflichen Ausbildung der Ärzte vermittelt wird, wie viele Ärzte diese Therapien auch praktizieren und wie sie das Interesse ihrer Patienten an diesen Therapien einschätzen.
Die Ergebnisse der im angesehenen Fachjournal „Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement“ (https://doi.org/10.1055/a-1308-2605) publizierten Studie sind eindeutig:
Die positive Bewertung der naturmedizinischen Therapien wächst unverkennbar mit der beruflichen Erfahrung der Mediziner: Während Ärzte unter 30 Jahren den Therapien mit Naturheilmitteln nach eigenen Angaben neutral gegenüberzustehen, erfahren diese
Verfahren bei Ärzten der Altersgruppe 50 bis 59 Jahren die höchste Wertschätzung. Das ist umso bemerkenswerter, da diese Ärztegeneration während ihrer universitären Ausbildung noch keine Pflichtvorlesung auf dem Gebiet der Naturheilverfahren zu absolvieren hatte.
Das Autorenteam um Professor Dr. Jürgen Wasem förderte allerdings auch deutliche
Defizite in der Aus- und Weiterbildung der Ärzte zutage:
Zur Optimierung der Versorgungsqualität mit naturmedizinischen Therapien empfehlen die Essener Wissenschaftler mit Nachdruck, die Wissensgrundlagen der Ärzte zu stärken. Sie befürworten eine Verdichtung der Lehrinhalte, eine damit einhergehende Verkürzung der Dauer der Zusatz-Weiterbildungen, sowie die Reduzierung derer Kosten. Diese Maßnahmen würden dazu führen, dass sich mehr Ärzte naturheilkundlich weiterbilden. Verbunden mit einer stimmigen und plausiblen Honorierung könnte so eine bessere Versorgungsqualität erreicht werden.
Wünschenswert wäre laut Studienautoren außerdem die flächendeckende Einrichtung von naturheilkundigen Lehrstühlen oder Instituten mit dem Ziel, die fachbezogene Forschung voranzutreiben und eine bundesweit vergleichbare und qualifizierte Lehre dieser Behandlungsmethoden sicherzustellen.
Über das KFN
Das Komitee Forschung Naturmedizin e.V. (KFN) wurde 1999 gegründet. Im Jahr 2001 wurde ihm die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Vereinsziel ist die Förderung der Erforschung von Verfahren der Naturmedizin sowie der Darstellung der Ergebnisse in der Öffentlichkeit, um so die wissenschaftliche Begründung naturmedizinischer Verfahren der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Dieses Ziel wird durch die Unterstützung von Forschungsvorhaben, Veröffentlichungen von wissenschaftlichen Ergebnissen, Vorträgen und Arbeitstagungen, verwirklicht.
KFN 1/2021 – Januar 2021