Demenztherapie: Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761 verbessert die kognitiven Fähigkeiten und die Alltagskompetenz signifikant

In einer großangelegten placebo-kontrollierten Doppelblindstudie untersuchte die Arbeitsgruppe um Pierre L. Le Bars vom New York Institute for Medical Research die klinische Wirksamkeit und Verträglichkeit des Ginkgo-Spezialextraktes EGb 761.Die Studiendauer betrug 52 Wochen.

Patienten und Methodik

In die Studie eingeschlossen wurden 327 Patienten mit Demenz bei Alzheimer-Krankheit und Multiinfarkt-Demenz im Alter über 45 Jahren. Die Diagnose Demenzerkrankung erfolgte neben einer klinischen Untersuchung psychometrisch anhand der Mini Mental State Examination (MMSE) und der Global Deterioration Scale (GDS). Eingeschlossen wurden nur Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz.

Zur Beurteilung der klinischen Wirksamkeit wurden die folgenden validierten Skalen der drei definierten Beobachtungsebenen für Demenzerkrankungen als primäre Zielvariablen eingesetzt:

  • Die kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration, wurden nach der kognitiven Subskala der Alzheimer Disease Assessment Scale (ADAS-Cog) erfaßt. Diese test2skala beinhaltet Punktwerte von 0 bis 70, je höher der Punktwert, desto fortgeschrittener die Erkrankung.
  • Die Ebene der Alltagsaktivitäten wurde anhand der Geriatric Evaluation by Relative's Rating Instrument (GERRI), eines Fragebogens mit 49 Fragen, durch Befragung der Betreuungspersonen ermittelt. Der GERRI-Gesamtscore korreliert in hohem Maße mit dem Schweregrad der Demenzsymptomatik. Eine Erhöhung des Punktwerts auf der fünfstufigen test2-Skala spricht für eine Verschlimmerung der Alltagsbeeinträchtigungen.
  • Die Veränderungen des psycho-pathologischen Gesamtzustandes des Patienten wurde durch Beurteilung der behandelnden Ärzte mit Hilfe des Clinical Global Impression of Change-Score (CGIC) festgehalten.

Die Studie war multizentrisch über 52 Wochen angelegt, mit Untersuchungen bezüglich der primären Zielvariablen nach drei, sechs und zwölf Monaten. Zusätzlich erfolgte nach vier, zwölf, 26, 39 und 52 Wochen eine Kontrolle der Sicherheitsparameter, sowie die Dokumentation von Nebenwirkungen und Compliance. Die tägliche Dosierung von EGb 761 betrug 120mg.

Aufgrund der relativ langen Behandlungsdauer war aus ethischen Gründen im Protokoll festgelegt, dass Patienten, deren Zustand sich während der Studie stark verschlechterte, aus der Studie ausscheiden konnten und offen weiterbehandelt wurden.

Die klinische Wirksamkeit wurde anhand der Intent-to-treat (ITT)-Analyse und der Per-protocol (PP)-Analyse ermittelt. Bei der ITT-Analyse geht das letzte verfügbare test2ergebnis jedes Patienten, auch der Studienab-brecher, in die Auswertung ein. Dagegen werden bei der Per-Protocol-Analyse nur die Daten von Patienten ausgewertet, die mindestens 20 Wochen protokollkonform an der Studie teilnehmen.

Ergebnisse

Von den 327 Patienten gingen 309 in die Intent-to-treat-Analyse und 202 in die Per-Protocol-Analyse ein. Der Anteil der Patienten mit Diagnose Demenz bei Alzheimer-Krankheit betrug in dieser Studie 76 Prozent. Aus diesem Grund wurde die 236 Personen umfassende Alzheimer-Demenz-Subgruppe extra ausgewertet.

Intent-to-treat-Analyse:

Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug in der Verumgruppe 38,6 Wochen, in der Placebogruppe 34,6 Wochen. Vor der 26. Woche fand sich in beiden Gruppen ein vergleichbar großer Anteil an Drop-outs, während zwischen der 26. und 52. Woche nur 28 Prozent der mit Verum behandelten Patienten, aber 40 Prozent der Placebopatienten - hauptsächlich aufgrund der im Prüfplan vorgegebenen Option - die Behandlung abbrachen.

Obwohl nach 52 Wochen Beobachtung aufgrund der Demenz-Krankheitsprogression mit einer Verschlechterung des Patientenstatus gerechnet werden muss, zeigten sich bei der ADAS-Cog für die kognitiven Fähigkeiten bei der Verumgruppe keine signifikanten Veränderungen gegenüber den Ausgangswerten. Unter Placebo war dagegen eine Verschlechterung um 1,5 Punkte zu beobachten. Der Gruppenunterschied fiel statistisch signifikant (p = 0,04) zugunsten der Verummedikation aus.

Die Alltagskompetenz der Patienten (GERRI) war bei Studienende verbessert, sowohl im Vergleich zu Studienbeginn als auch im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Patienten, bei denen sich hier eine deutliche Verschlechterung zeigte (p= 0,004).

Die gesonderte Betrachtung der Alzheimer-Subgruppe ergab ein ähnliches Bild. Hier fielen mit p = 0,02 in der ADAS-Cog und p < 0,001 in der GERRI die signifikanten Unterschiede zugunsten der Verumgruppe noch deutlicher aus.

Per-protocol-Analyse:

Auch in dieser Analyse ergaben sich nach 26 und 52 Wochen Unterschiede zugunsten der Prüfmedikation. Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug in der Verumgruppe 46,6 Wochen, in der Placebogruppe 42,3 Wochen.

Während die ADAS-Cog mit 0,3 Punkten eine leichte Besserung für die Patienten der Verumgruppe anzeigte, verschlechterten sich die Placebopatienten kontinuierlich. Die Punktwertveränderungen lagen in der 26. Woche bei 1,4 und bei Studienende bei 2,1 Punkten (p = 0,005).

Derselbe Trend war in der GERRI zu beobachten. Während die mit Ginkgo behandelten Patienten signifikant besser im Alltagsleben und im sozialen Bereich zurechtkamen, verschlechterten sich die Placebo-behandelten Patienten deutlich. Die daraus resultierende Gruppendifferenz war mit p=0,002 statistisch hochsignifikant. In der Gruppe der Patienten mit Alzheimer-Demenz waren die Effekte noch stärker ausgeprägt.

Als Responder in Bezug auf die ADAS-Cog mit Verbesserungen unter Therapie konnten 50 Prozent der mit EGb 761 behandelten Patienten mit einer Verbesserung um mindestens 2 Punkte eingestuft werden, 27 Prozent um 4 Punkte oder mehr. Dagegen verbesserten sich in der Placebogruppe nur 29 Prozent der Patienten um mindestens 2 Punkte und nur 14 Prozent um 4 oder mehr Punkte (p=0,005). Ein Fortschreiten der Krankheit unter Therapie mit Verschlechterung in der ADAS-Cog über 2 oder mehr Punkte zeigten 31 Prozent der EGb 761 behandelten, aber 46% der mit Placebo behandelten Patienten. 37 Prozent der Verumgruppe verbesserten sich in der GERRI, im Vergleich zu 23 Prozent der Placebogruppe (p=0,003).

Fazit: Die Studie bestätigt die klinische Wirksamkeit von Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761 in der Therapie der Demenz bei Alzheimer-Krankheit und der vaskulären Demenz. Die europäischen CPMP-Empfehlungen zum Nachweis der Wirksamkeit bei Demenzerkrankungen werden durch die Ergebnisse dieser Studie erfüllt.

(Quelle: P. L. Le Bars et al: A Placebo-Controlled, Double-blind, Randomized Trial of an Extract of Ginkgo Biloba for Dementia. JAMA, October 22/29, 1997 - Vol. 278, 1327-1332)

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