Depressionstherapie: Johanniskraut erweist sich als verträgliche Alternative zu Amitriptylin

In den meisten bisherigen Vergleichsstudien wurde die Wirksamkeit von Johanniskrautextrakt bei leichter bis mittelschwerer Depression gegenüber Imipramin geprüft. Ziel einer multizentrischen Untersuchung von Dr. David Wheatley vom Department Psychological Medicine des Royal Masonic Hospital in London war es, die Therapieeffekte des Hypericumextraktes LI 160 auch im Vergleich zu dem meistverordneten trizyklischen Antidepressivum Amitriptylin zu prüfen und gleichzeitig auch die Verträglichkeit beider Therapien zu vergleichen.

Patienten und Methodik

In die doppelblinde, im randomisierten Parallelgruppen-Design angelegte Studie wurden insgesamt 165 Patienten im Alter von 20 bis 60 Jahren, die an einer leichten bis mittelschweren Depression (HAMD-Ausgangs-score 17 bis 24) litten, aufgenommen. Sie wurden für die Dauer von 6 Wochen entweder mit dem Johanniskrautextrakt LI 160 in einer Dosierung von dreimal täglich 300 mg oder mit Amitriptylin (dreimal täglich 25 mg) behandelt.

Der Therapieperiode wurde eine drei- bis siebentägige einfachblinde Placebophase vorgeschaltet, um diejenigen Patienten, deren Symptomatik dabei auf einen HAMD-Wert unter 16 sank, als Placeboresponder auszuschließen. Weitere Ausschlusskriterien waren organische Hirnerkrankungen, Suizidalität, schwere Allgemeinerkrankungen und bestehende Kontraindikationen für Amitriptylin wie z. B. Schwangerschaft und Stillzeit. Die Anwendung anderer Psychopharmaka war mit Ausnahme der Hypnotika Temazepam, Zopiclon und Zolpidem nicht erlaubt. Vorher genommene Antidepressiva mussten mindestens 14 Tage, im Falle von Fluoxetin sogar 42 Tage vor dem Placebo-Vorlauf abgesetzt werden.

Insgesamt fanden sechs Untersuchungen statt - ein prätherapeutisches Screening (Tag -7), vor Beginn der Behandlung (Tag 0) sowie während der Therapiephase an den Tagen 7, 12, 28 und 42. Die unerwünschten Ereignisse wurden gleichzeitig dokumentiert. Zusätzlich erfolgte zu Beginn und Abschluss der Untersuchung eine Bestimmung der Routine-Laborparameter.

Als primäres Wirksamkeitskriterium galt der Therapieerfolg, definiert als eine Abnahme des Gesamtscores der Hamilton-Depressionsskala (HAMD, Version mit 17 Items) unter 10 Punkte bzw. eine Score-Reduktion um mindestens 50 Prozent im Vergleich zum Ausgangswert.

Als sekundäre Wirksamkeitsparameter wurden die Montgomery-Asberg-Depressionsskala (MADRS) sowie die Clinical Global Impression (CGI) herangezogen.

Ergebnisse

Für den primären Wirksamkeitsparameter fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Therapiegruppen, wenngleich ein Trend zugunsten des synthetischen Antidepressivums zu verzeichnen war. 59,1 Prozent der mit dem Hypericumextrakt und 77,8 Prozent der mit Amitriptylin behandelten Patienten konnten als Responder klassifiziert werden (p=0,064). Im CGI-Score ergab sich mit p=0,73 bzw. p=0,49 ebenfalls kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Medikationen. In Bezug auf den Gesamtscore des HAMD und MADRS zeigte sich dagegen mit p<0,05 für das sedierende Amitriptylin ein signifikant besseres Ergebnis.
Hinsichtlich der Verträglichkeit erwies sich LI 160 dem synthetischen Antidepressivum als eindeutig überlegen, vor allem in bezug auf anticholinerge und zentralnervöse Nebeneffekte. So klagten 64 Prozent der mit Amitriptylin behandelten Patienten über unerwünschte Begleiterscheinungen. Bei 31 Prozent von ihnen waren diese Effekte so ausgeprägt, dass sie deshalb die Behandlung abgebrochen haben. In der Hypericum-Gruppe gaben 37 Prozent der Probanden Nebeneffekte an. 24 Prozent haben deswegen die Therapie abgebrochen.

Fazit: Der Johanniskrautextrakt LI 160 verfügt über vergleichbare Wirksamkeit wie Amitriptylin. Im Bezug auf unerwünschte Nebenwirkungen ist aber der Johanniskrautextrakt dem chemischen Antidepressivum deutlich überlegen. Das macht sich auch bei der Patienten-Compliance bemerkbar.

(Quelle: D. Wheatley: Vergleich des Johanniskrautextraktes LI 160 mit Amitriptylin bei leichter bis mittelschwerer Depression. Psychopharmakotherapie, Suppl. Nr. 8,1998)

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