Hypericumextrakt ist im Vergleich zu Imipramin frei von kardiotoxischen Effekten

Kardiale Reizleitungsstörungen sind eine gefürchtete Nebenwirkung trizylischer Antidepressiva und stellen oft den limitierenden Faktor einer Behandlung mit diesen Substanzen dar. Im Gegensatz dazu werden Johanniskrautpräparate - trotz ähnlicher Angriffspunkte auf der Neurotransmitterebene - meist gut vertragen. Ziel einer doppelblinden Vergleichsstudie der Arbeitsgruppe um J. Czekalla von der Abteilung für Allgemeine Psychiatrie der Universitätsklinik Essen war es, etwaige Effekte von Johanniskraut auf kardiale Funktionen mit Hilfe elektro-kardiographischer Untersuchungen zu objektivieren.

Patienten und Methoden

In die doppelblinde randomisierte Multizenterstudie wurden insgesamt 209 depressive Patienten aufgenommen. Sie erhielten entweder den Johanniskrautextrakt LI 160 in einer Dosierung von 1800 mg täglich oder 150 mg Imipramin pro Tag. Vor Beginn und zu Abschluss der sechswöchigen Therapiephase erfolgte eine elektrokardiographische Analyse, die eine mögliche Entwicklung von Reizleitungsstörungen dokumentieren sollte. Beurteilt wurden die Abweichungen von Herzfrequenz und Reizleitungsintervallen (PR, QRS, QT-Zeit) im Vergleich zu den Ausgangswerten. Auftretende pathologische Befunde wurden entsprechend der kardiologischen Standards als AV-Block, Rechtsschenkelblock, ST- oder T-Wellen-Abweichungen, Bradykardie oder Tachykardie klassifiziert.

Ergebnisse

Aus technischen Gründen konnten zum Studienende nur die EKGs von 160 Patienten (84 aus der Hypericumgruppe und von 76 aus der Imipramingruppe) in die Auswertung einbezogen werden. Dabei zeigte sich, dass unter der Imipraminbehandlung eine Verlängerung der Reizleitungsintervalle PR, QRS, und der QT-Zeit stattfindet, während unter Behandlung mit dem Hypericumextrakt sogar eine leichte Beschleunigung der Überleitungszeiten zu beobachten war. Die mittlere Differenz zwischen den beiden Gruppen erreichte 8 ms für die QT-Zeit, 6 ms für das PR-Intervall und 5 ms für QRS.

Der Vergleich der EKGs zu Beginn und zu Ende der Behandlung offenbarte unter Imipramin einen signifikanten Anstieg pathologischer EKG-Zeichen, während in der Hypericum-Gruppe eine Verringerung zu verzeichnen war. So stiegen die Fälle eines AV-Blocks 1. Grades in der Imipramingruppe von 8 (10,5 Prozent) auf 13 (17,1 Prozent), während sie sich unter der Therapie mit Johanniskraut von 11 (13,0 Prozent) auf 5 (5,9 Prozent) signifikant reduzierten.

Abnormitäten der ST/T-Wellen nahmen in der Hypericumgruppe von 11 (13,1 Prozent) vor Beginn der Behandlung auf 7 (8,3 Prozent) ab. Unter Imipramin stiegen diese Ereignisse von anfangs 11 (14,5 Prozent) auf 15 (19,7 Prozent) bis zum Studienende.

Fazit: Die Reduktion der pathologischen EKG-Zeichen nach einer Therapie mit Hypericumextrakt weist auf seine kardioprotektive Eigenschaften hin. Inwieweit diese Effekte auch therapeutisch nutzbar sind, müsste allerdings erst durch weitere gezielte Untersuchungen geklärt werden.

(Quelle: J. Czekalla, M. Gastpar, WD. Huebner, D. Jaeger: The effect of hypericum extract on cardiac conduction as seen in the electrocardiogramm compared to that of imipramine. Pharmakopsychiatrie, 30 SSuppl. 2:86-8, 1997 ).

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