Eine gute Therapiemöglichkeit bei diesen Schweregraden bieten Johanniskrautpräparate, deren Wirksamkeit in zahlreichen klinischen Untersuchungen belegt ist. Johanniskrautextrakte gelten als die am besten verträglichen nachweisbar wirksamen Mittel bei leichten und mittelschweren Depressionen. Eine Bestätigung für die präparatespezifische Wirksamkeit und Sicherheit dieser Arzneimittel erbrachte eine Analyse von PD Dr. med. Klaus Linde, München, die er nach den Richtlinien der Cochrane Collaboration erarbeitete. Dabei wurden ausschließlich randomisierte und doppelblind kontrollierte Studien berücksichtigt, in denen Monopräparate aus Johanniskrautextrakten entweder mit Placebo oder einem chemischen Standardantidepressivum verglichen wurden. Als Resultat wurden neun, auf dem deutschen Markt verfügbare Johanniskraut-Präparate identifiziert, die in den Studien einen produktspezifischen Wirksamkeitsnachweis erbracht haben.
Leider haben die Gesundheitsreformen der letzten Jahre gerade im Falle des Antidepressivums Johanniskraut für ein verwirrendes Durcheinander gesorgt. Obwohl die Hypericumpräparate gerade gegen leichte und mittelschwere Depressionen am besten geeignet sind, dürfen sie nur bei mittelschweren Depressionen zu Lasten der GKV verordnet werden. Nach aktuellen Schätzungen leiden in Deutschland fast sechs Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Sie müssen heute entweder auf die besser verträglichen Johanniskrautpräparate verzichten, oder ihre Medikamente selbst bezahlen. Eine Lösung, die auch den Krankenkassen – siehe oben – keine Vorteile bringt.
KFN 3/2008