Nach der langjährigen akademischen Lehrmeinung funktioniert medikamentöse Behandlung im Idealfall so, dass der applizierte Wirkstoff zielgenau an den Ort des krankhaften Geschehens (Target) gelangt, um dort die Prozesse in eine gewünschte Richtung zu steuern. Unter Laborbedingungen funktioniert es meist sehr gut, im medizinischen Alltag aber muss der Arzt oft Erkrankungen behandeln, die mit einer Vielfalt von Symptomen einhergehen, und zu deren Behandlung deshalb die Monotherapie nicht ausreicht. Typische Beispiele für derart komplexe Erkrankungen sind:
Bei allen diesen Leiden wird heute die sogenannte Multitarget-Therapie praktiziert, also eine Kombinationstherapie, bei der mehrere Zielorte gleichzeitig anvisiert werden. Typisches Beispiel dafür ist die HIV-Therapie mit einer Kombination mehrerer Virostatika, deren Angriffsorte unterschiedlich sind.
Pflanzliche Medikamente enthalten, auch wenn sie aus einer Arzneipflanze hergestellt wurden, immer eine ganze Reihe verschiedener Stoffe, die sich in ihrer Wirkung ergänzen. Gerade diesem Umstand verdanken viele Phytopharmaka auch ihre gute Verträglichkeit. Das gilt für pflanzliche Mehrfachkombinationen genauso, betont Professor Theo Dingermann, Frankfurt. Sie können ausgesprochen sinnvoll sein, wenn das Zusammenspiel ihrer Wirkstoffe ihre Wirksamkeit erhöht oder ihre Verträglichkeit verbessert. Ganz gleich aber, ob chemisch-synthetische oder pflanzliche Arzneimittel, ob Monopräparate oder Kombinationen, die Wirksamkeit jedes einzelnen Präparates muss stets in klinischen Studien belegten werden.
KFN 5/2008 – 23. Juni 2008