Das große Vertrauen der Bevölkerung in die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von pflanzlichen Arzneimitteln führte zu einer stetig wachsenden Nachfrage nach Heilpflanzen. Der Wildbestand einiger Arten gilt daher als gefährdet. Um die Umwelt zu schützen und trotzdem eine gleichbleibende Qualität der Rohstoffe zu sichern, werden deshalb Heilpflanzen mit Hilfe der Wissenschaft kultiviert.
Die Selektion und Kultivierung von Arzneipflanzen ist auch aus anderen Gründen sinnvoll, erläuterte Prof. Dr. Maximilian Weigend, Direktor der Botanischen Gärten der Universität Bonn kürzlich in München: „Durch die Züchtung und den kontrollierten Anbau wirkstoffreicher Arten entstehen Naturprodukte, die in hoher pharmazeutischer Qualität und ausreichender Menge geerntet werden können.“ Die Vorteile einer so gelungenen Domestikation demonstrierte der Forscher am Beispiel von Beinwell und Bärentraube.
Die in der Natur wild wachsenden Beinwellspezies (Symphytum officinale) enthalten in ihren Wurzeln neben den Inhaltsstoffen Allantoin und Rosmarinsäure, die bei stumpfen Verletzungen schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken, auch so genannte Pyrrolizidinalkaloide (PA). Die sind aber in höheren Dosen leberschädigend. Die Aufgabe der Forschung lautete deshalb, eine Beinwell-Sorte zu entwickeln, welche einen hohen Gehalt an heilwirksamen Stoffe enthält, aber keine PA.
Das Ergebnis war die Hochleistungssorte Sorte Symphytum x uplandicum, ein patentiertes Beinwell, bei dem nicht die Wurzeln, sondern die oberirdischen Teile zu Arzneimitteln verarbeitet werden. Die aus dieser Sorte produzierte Beinwellsalbe bietet neben guter Wirksamkeit wegen der optimalen Menge an Wirkstoffen auch eine hohe Sicherheit, da kaum PA enthalten sind.
Aus dieser positiven Erfahrung heraus hat Prof. Weigend danach die Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), die gegen Blasenentzündungen angewandt wird, zum Gegenstand seiner Forschung gemacht. Die Wahl viel gerade auf diese Heilpflanze, „da hier häufig minderwertiges Material auf den Markt kommt“, so der Wissenschaftler. Besonders problematisch seien chinesische Importe. Die wissenschaftliche Aufgabe bestand darin, ein möglichst arbutinreiches Kultivar zu identifizieren. In einem zweijährigen Versuch wurden dazu an 18 Standorten Pflanzen wild gesammelt, analysiert und in Kultur genommen. Der Anmeldung einer Sorte zum Patent stehe inzwischen, so der Botaniker, nichts mehr im Wege.
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KFN 4/2013